
1912 war ein aufregendes Jahr für den Film, als neue Techniken und Erzählweisen das Medium revolutionierten. Während der Name D.W. Griffith oft in Verbindung mit dieser Epoche genannt wird, gab es viele andere talentierte Filmemacher, die Pionierarbeit leisteten. Eine davon war Florence Lawrence, bekannt unter dem Künstlernamen “The Biograph Girl”, die als erste Filmschauspielerin überhaupt galt und für ihre Auftritte im kurzen, einaktigen Format berühmt war.
Doch dieses Jahr brachte auch einen anderen wichtigen Meilenstein: die Einführung des “Fotodramas” durch das Unternehmen Essanay Film Manufacturing Company. Diese Filme waren länger, komplexer und erzählten Geschichten mit mehreren Szenen. Eines der interessantesten Werke dieser frühen Ära war “Fotodrama: A History of the World”, eine ehrgeizige Produktion, die versuchte, die gesamte Geschichte der Menschheit in einer Reihe von kurzen Szenen darzustellen. Dieses Projekt diente jedoch mehr als nur eine historische Dokumentation.
Es illustrierte den technologischen Fortschritt und die kreative Vision der Filmemacher jener Zeit, die mit begrenzten Mitteln fantastische Welten schufen. “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” ist ein faszinierendes Beispiel für diese frühen Fotodramen und bietet einen einzigartigen Einblick in die Atmosphäre des New Yorks des späten 19. Jahrhunderts.
Die Handlung von “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!”
In diesem Film taucht man ein in die geschäftigen Straßen und den pulsierenden Alltag des New Yorks am Ende des 19. Jahrhunderts. Florence Turner, eine der beliebtesten Schauspielerinnen ihrer Zeit, verkörpert die Hauptfigur Mary, eine junge Frau, die aus dem ländlichen Amerika nach New York kommt, um ihr Glück zu machen.
Sie träumt davon, als Schauspielerin auf der Bühne zu stehen und ihre Stimme dem Publikum zu schenken. Doch das Leben in der Großstadt ist hart und Mary muss sich gegen viele Widrigkeiten durchsetzen.
Der Film erzählt die Geschichte ihrer Begegnungen mit verschiedenen Charakteren: freundlichen Gastwirten, skrupellosen Geschäftsleuten und ehrgeizigen Schauspielern. Mary erlebt Höhen und Tiefen auf ihrem Weg zum Erfolg, ihre
Hoffnungen werden gebrochen und neu entfacht. Durch diese emotionalen Hürden lernt sie die Stadt kennen und findet schließlich ihren Platz in der lebendigen Kulisse von New York.
Florence Turner: Die Biograph Girl
Florence Turner war eine wahre Pionierin des frühen Kinos. Als eine der ersten Schauspielerinnen überhaupt, die in Filmen auftraten, prägte sie das Bild der Frau in den frühen Kinoprogrammen. Ihre Karriere begann bei Biograph Pictures, einem der führenden Filmstudios ihrer Zeit. Dort wurde sie bekannt als “The Biograph Girl” und spielte in einer Vielzahl von Kurzfilmen mit.
“Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” war einer ihrer ersten Auftritte in einem längeren Filmformat. Mit ihrem Talent für emotionale Tiefe und Authentizität verkörperte sie die Figur der Mary glaubhaft und fesselnd. Neben ihrer Schauspielerei engagierte sich Florence Turner auch für die Rechte von Frauen im Filmgeschäft.
Sie kämpfte gegen die niedrigen Löhne und die mangelnde Anerkennung, denen Schauspielerinnen oft ausgesetzt waren.
Ihr Einfluss auf die Entwicklung des Kinos war enorm. Sie ebnete den Weg für zukünftige Generationen von Filmschauspielerinnen.
Ein Blick hinter die Kulissen: Die Produktion eines Fotodramas
Die Herstellung eines Fotodramas in den frühen 1910er Jahren war eine komplexe und aufwendige Angelegenheit. Im Gegensatz zu den Kurzfilmen, die damals üblich waren, erforderten Fotodramen mehr Szenen, größere Sets, aufwendigere Kostüme und eine komplexere Regie.
Die Essanay Film Manufacturing Company investierte viel Geld und Manpower in die Produktion ihrer Fotodramen, um qualitativ hochwertige Filme zu schaffen.
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Drehorte: Die Außenaufnahmen für “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” wurden an verschiedenen Orten in New York City gedreht. Das Team nutzte authentische Straßenzüge, Gebäude und Parks, um das historische Flair der Stadt einzufangen.
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Kostüme & Requisiten: Die Kostüme wurden sorgfältig recherchiert und angefertigt, um den Stil des späten 19. Jahrhunderts zu repräsentieren. Auch die Requisiten - von alten Kutschen bis hin zu typischen Straßenhändlerständen - trugen zur Authentizität der Szenen bei.
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Technische Innovation: Essanay setzte in “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” auch neue technische Verfahren ein, um die Bildqualität zu verbessern und dynamische Kamerafahrten zu ermöglichen.
Fazit: “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” - Eine historische Rarität
Obwohl “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” heute eher selten gezeigt wird, ist es ein wertvolles Dokument der Filmgeschichte.
Es zeigt die kreative Energie und den Pioniergeist der Filmemacher in den frühen Tagen des Kinos.
Florence Turner
Die Geschichte der Mary, ihr Kampf und ihre Entwicklung als Person, lassen uns tief in das New York der damaligen Zeit eintauchen und die Herausforderungen und Möglichkeiten dieser Ära erleben. “Fotodrama: Ein Stück vom alten New York!” ist mehr als nur ein Film - es ist eine Zeitreise, die uns die Anfänge des Kinos und die
Entwicklung von Bildsprache und narrativem Storytelling näherbringt.
Dieser Film ist ein Muss für alle, die sich für die Geschichte des Films und die Entwicklung der Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert interessieren!